Persönlicher Bericht Maria Reinisch
Zugegeben, ich wusste nicht genau, was mich in Nepal erwartet. Ich war neugierig, etwas über die Einstellung der Jugendlichen zum Thema Energie & Umwelt zu lernen und zu vergleichen mit der von Jugendlichen in Deutschland. Bei den großen Unterschieden der beiden Länder – nicht nur in der Energieinfrastruktur – war es spannend herauszufinden, ob sich Gemeinsamkeiten erkennen lassen.
Im Rahmen des Projektes hatte ich Zeit in die unterschiedliche Welt Nepals und der Nepalesen einzutauchen. In Kathmandu spürt man das Gemisch aus Armut, eine durch das Erdbeben oft noch zerstörte Infrastruktur und eine enorme Luftverschmutzung. Überall im Land trifft man auf eine tiefe und pragmatische Religiosität. In den zahlreichen Tempeln mit ihren Stupas und Gebetsmühlen leben Hinduismus und Buddhismus in friedlicher Koexistenz. In der kargen Welt der hohen Berge des Himalayas und mehr noch in den abgelegenen Regionen im Süden erfolgt das Leben oft ohne elektrische Energie fernab von Fluch und Segen der urbanen Zivilisation.
Mich begeisterte die Offenheit und Neugier, die uns und unseren Energie-Themen entgegengebracht wurde und welche Ideen und Diskussionen daraus entstanden. Es war faszinierend zu sehen, wie die Kinder das erste Mal in ihrem Leben einen Fotoapparat in der Hand hielten, wie sie ängstlich begannen und dann immer mutiger ihre Motive suchten und sich dann ganz neugierig um mich kuschelten, um am Computer die Fotos zu betrachten und auszuwählen.
Eine Grundhaltung der Achtsamkeit und Dankbarkeit war überall zu spüren verbunden mit einem inneren Sinn für die Gemeinschaft und das „Wir“ – nicht nur im Fühlen, sondern erst recht im Handeln. Antworten wurden zuerst untereinander abgestimmt und dann im Chor vorgetragen. Sie waren immer aufmerksam dabei – egal ob beim Zuhören, Fotografieren oder beim Zusammenbauen von Solarpanels.
Drei Dinge habe ich aus Nepal ganz besonders mitgenommen: Dankbarkeit, Achtsamkeit und ein lebendiges Miteinander der Menschen. Darüber hinaus war der Umgang mit der Natur und mit anderen Menschen stets voller Respekt und Wertschätzung. Aus meiner Sicht lassen sich die positiven Einstellungen der Menschen auf andere Bereiche übertragen. Auch für die deutsche Energiewende wäre ein Mehr an konstruktivem Miteinander, Verstehen um die Zusammenhänge und Wertschätzung gegenüber der Umwelt wünschenswert.
Bei den Schülern der Heinrich Mann Schule in Neukölln veränderte sich im Lauf der Projektwoche die Wertschätzung zu Energie und Umwelt. Sobald die Jugendlichen sich aktiv mit dem Thema Energiewende beschäftigten, kamen ihnen zahlreiche Ideen wie sie bewusster mit Energie umgehen wollen. Sie agierten wie mündige Bürger, die Energie als wertvoll sehen, genauso wie die Natur und die eigenen Möglichkeiten etwas zu verändern.
Das Projekt hat bewusst gemacht, wie viel wir voneinander lernen können. Wenn wir offen sind, geben und nehmen, informieren und begeistern, dann wird die Kreativität und die Bereitschaft mitzumachen, geweckt. Auf diese Weise können wir gemeinsam Lösungen gegen den Klimawandel finden und umsetzen.
Persönlicher Bericht Andreas Corusa
Obwohl Deutschland und Nepal in vielen Dingen unterschiedlich sein mögen, so haben sie vor allem eins gemeinsam: junge Menschen lassen sich gleichermaßen für das Thema Energiewende und Klimawandel begeistern.
Der von uns angestellte Ländervergleich zeigt, dass mit einer kommunikativen und interaktiven Methodik Schüler (7-10. Klasse) – unabhängig von sozialem Status oder schulischem Vorwissen – komplexe, auf den ersten Blick nicht direkt nachvollziehbare Zusammenhänge, verstehen konnten. Die Projekttage beinhalteten dabei interaktive Spiele, künstlerische Ansätze, klassischen Frontalunterricht sowie eine einfache technische Implementierung des erlernten Wissens.
Bemerkenswert dabei war, dass bereits nach kurzer Zeit viele Schüler eine große Eigeninitiative entwickelten. Die diskutierten Themen wurden als wichtig wahrgenommen und es entwickelte sich ein Verständnis dafür, dass jeder und jede an der vielseitigen Transformation unserer Gesellschaft seinen Beitrag leisten muss. Wir konnten miterleben, wie viele Schüler bereit waren, Teile des Gelernten direkt im Alltag anzuwenden und gleichzeitig auch aktiv über das Thema zu sprechen, um ihr persönliches Umfeld beeinflussen zu können.
Es bleibt festzuhalten, dass sogar Menschen ohne Zugang zu Strom, also diejenigen, die oft bereits im Einklang mit der Natur leben, erkannt haben, dass auch sie mit ihren Entscheidungen einen positiven Beitrag zur Energiewende und gegen den Klimawandel leisten können. Dieses solidarische Verhalten sollten vielen Menschen als Inspiration dienen und helfen zum Umdenken anzuregen. Denn nur mit einer gemeinsamen Strategie können wir das Schiff aus unsicheren Gewässern manövrieren.